22. Juni 2018 um 19 Uhr „Die DDR hat’s nie gegeben“

(Studien zur Geschichte der DDR – 1945 bis 1990) mit Prof. Siegfried Prokop, Bernau.

Wer seinem Buch den Titel „Die DDR hat´s nie gegeben“ verleiht, der will gewiss eine provokante Auseinandersetzung um Geschichtsbilder und um Geschichtspolitik führen. Und die ist 28 Jahre nach dem Fall der Mauer wirklich und unabweisbar nötig. Nach der vollzogenen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 leugnet zwar niemand die Existenz der DDR, das offizielle Geschichtsbild aber wird konfiguriert durch die Begriffe „Unrechtsstaat“ und „Diktatur“ sowie die Mangelwirtschaft, ergänzt um die Staatssicherheit, und folgert, die DDR sei an sich nicht existenzfähig gewesen, so dass man ihre Geschichte vor allem von ihrem Ende her zu verstehen habe. Die DDR-Geschichte hat eine zeitliche Dimension von etwa viereinhalb Jahrzehnten. Ihre Existenz kann eben nicht als eine reine Vorgeschichte ihres Endes interpretiert werden. Das Muster „Abstieg auf Raten“ ist zu simpel. Einfache Konzepte, die sich lediglich auf die repressive Seite der DDR stützen, reichen nicht aus, um den Aufbau, die Stabilität und den Untergang der DDR zu erklären und auch Ansätze und Lehren für eine gerechtere und modernere Gesellschaft zu ergründen, als sie die gegenwärtige bietet. Interpretation der DDR-Geschichte bedarf der strikten Sachlichkeit. Wo diese verlassen wird, stehen auch die Akzeptanz und die Lebensleistungen durch die betroffene Bevölkerung in Frage. Prof. Dr. Siegfried Prokop, geb. 1940 in Böhmen, studierte nach seinem Abitur in Neubrandenburg Geschichte und Germanistik in Berlin. 1974-1975 machte er ein Zusatzstudium an der Staatlichen Universität Leningrad (Sankt Petersburg). Von 1983 bis 1996 lehrte er als Professor für Zeitgeschichte am Institut für Geschichte der HU zu Berlin. Gastprofessuren besaß er 1987 in Paris, 1988 in Moskau und 1991 in Montreal.

Von 1994 bis 1996 hatte er den Vorsitz. der Alternativen Enquetekommission »Deutsche Zeitgeschichte« inne, 1998 wirkte er als Projektleiter an der Forschungsstelle des Vereins für angewandte Konfliktforschung in Berlin-Marzahn.

Er war von 2003 bis 2005 Präsident des Kuratoriums ostdeutscher Verbände (OKV) und von 2006 bis 2012 Vorstandsvorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg.

Siegfried Prokop lebt in Bernau.

Siegfried Prokop: Die DDR hat´s nie gegeben. Studien zur Geschichte der DDR. Edition Bodoni, Neuruppin/Buskow 2017, 307 S., 20 €.

 

Eintritt: 5 Euro, erm. 4 Euro

Vorbestellungen bei Marion Hantusch: 033056 21178

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